Betreuerin: “Was treibst Du für Sport?”
Theres: “Ich spiele Tischtennis, aber ohne Tisch.”
Humorvolle Intermezzos aus heiterem Himmel bei denen wir uns vor Lachen krümmen, erleben wir immer wieder. Sie und vieles mehr hellen unseren Alltag mit der Demenz auf.
Unsere Mutter Theres ist von Alzheimer betroffen. Durch einen fremdverursachten Unfall erlitt unser Vater 2014 ein mittelschweres Schädel-Hirn-Trauma. Wir glauben, dass dieses schockierende Ereignis die Demenz unserer Mutter beschleunigt hat.
Nach sieben Jahren Erfahrung wissen wir, was es heisst, mit einem dementen Familienmitglied unter einem Dach zu leben. Diese neue Lebenssituation lehrte uns umzudenken. Seither erleben wir die Demenz auf eine ganz andere Art – stets mit viel Liebe und Humor.
2019 gründeten wir Dementality, um dem Leben mit Demenz einen Sinn zu geben. Bei Dementality geht es uns in erster Linie darum, Betroffenen eine Tagesstruktur mit sinnvollen Aktivitäten zu geben und während diesen Stunden ihre Angehörigen zu entlasten. Auf diese Weise begleiten und unterstützen wir Familien mit Demenz.
Dementality verkörpert die zwei Wörter “Demenz” und “Mentalität” und symbolisiert den positiven Zugang zum Thema Demenz. Doch was ist die Demenz?
Demenz ist der Überbegriff aller Demenz bezogenen Erkrankungen inklusive Morbus Alzheimer. Obwohl die Alzheimer-Krankheit im Jahre 1906 erstmals vom deutschen Arzt Alois Alzheimer beschrieben wurde, ist deren Ursache trotz jahrzehntelanger Forschung nicht restlos geklärt.
Demenz kommt schleichend. Sie ist unsichtbar und doch stark spürbar. Dement zu werden bedeutet in erster Linie eine auffällige Vergesslichkeit. Wenn mir plötzlich der Name einer engen Freundin oder eines engen Freundes nicht mehr einfällt oder ich das eingeräumte Küchenmaterial ganz unerwartet an einem anderen Ort wiederfinde, dann sind das vielleicht erste Anzeichen einer Demenz.
Ein dementes Hirn schwankt zwischen einem Zustand des Bewusstseins und der Vergesslichkeit. Dieses unsichere Gefühl löst Angst aus und kann aggressive Reaktionen mit sich bringen. Durch den Verlust ihres zentralen Rechensystems werden Menschen mit Demenz hilfsbedürftig. Das Absurde ist, dass sich optisch gesehen nichts verändert und dadurch die Aussenwelt zu Beginn gar nichts mitbekommt.
Unsere Mutter sagte uns immer: “Ihr kennt Euren Körper am besten!” Und so ist es unserer Meinung nach auch bei einer möglichen Demenz. Die Frage stellt sich nur: Achtet und hört der Mensch auf sich und seinen Körper oder missachtet er die wiederkehrenden Hinweise? Unsere Mutter nahm sich ihrer selbst an und erkannte frühzeitig, dass mit ihr etwas nicht stimmte.
Dank Früherkennung und Selbstakzeptanz ist eine gezielte Aktivierung möglich, und daraus folgend lässt sich die Demenz einfacher leben. Genau da setzen wir mit Dementality und unserem Betreuungsangebot wiNGs an. Aus eigener Erfahrung geschöpft offerieren wir eine ganzheitliche Betreuung für Betroffene und eine Entlastung für Angehörige. Während vier Stunden pro Tag werden Menschen mit Demenz bei uns körperlich und geistig stimuliert. Zusammen an Projekten zu wirken macht Spass und tut der Seele gut. Der Mensch fühlt sich nützlich indem er einer sinnvollen Tätigkeit nachgeht. Für genug Bewegung und gesunde Ernährung ist ebenfalls gesorgt. Das bewirkt, dass Betroffene ruhiger und gelassener nach Hause zurückkehren und Angehörige Abstand gewinnen können. So kehrt Zuhause wieder Harmonie und Liebe ein.
Dementality möchte in naher Zukunft eine generationenübergreifende Begegnungsstätte eröffnen, um das Angebot wiNGs noch umfangreicher auszubauen. Hier können Angehörige wie auch Dritte einen Platz des Nach-Hause-Kommens finden. Mit unserer LebensART und unserer Vision möchten wir zeitgleich die Gesellschaft zum Leben mit Demenz sensibilisieren.
Im Juni dieses Jahres durfte Dementality zum ersten Mal bei der Schweizerischen Fachtagung über die Sterilisation in Biel mit dabei sein, und den Referenten unsere Love over Brain Produkte überreichen. Love over Brain (Liebe vor Hirn) ist das physische Endprodukt der vierstündigen Betreuung wiNGs. Es sind kulinarische Köstlichkeiten ohne Zusatzstoffe, die mit Hilfe von Menschen mit Demenz hergestellt werden und zugleich unsere Botschaft für ein bewusstes, gesundes Leben vermittelt.
Im Namen von Dementality möchten wir uns bei der Schweizerischen Gesellschaft für Sterilgutversorgung und Tourismus Biel Seeland nochmals herzlichst für den unterstützenden Auftrag und das Interesse bedanken.
Werden auch Sie Teil unserer Geschichte und unterstützen Sie unsere Idee und Vision. Dementality freut sich über Ihr Engagement. Sollten auch Sie eine Entlastung oder eine Aktivierung wünschen, bitten wir Sie, uns unter wings@dementality.com zu kontaktieren.
Su & Youn Bak, die Gründerinnen von Dementality