Wertschätzung beginnt mit «ich nehme dich wahr» und einem «Danke». Eigentlich einfach. Und doch stolpern wir im Arbeitsalltag immer wieder über vermeintliche Hürden. Diese 4 Tipps mit konkreten Ideen helfen dir, ins Handeln zu kommen. Inklusive zweier eindrücklicher Beispiele aus der Praxis.
Tipp 1: Alltägliches ins Zentrum stellen
Wir danken oft nur für Aussergewöhnliches, Einmaliges oder Grossartiges. Und vergessen das Alltägliche, Selbstverständliche und Routinierte – und damit die «guten Seelen», die uns unaufgeregt durch den Arbeitsalltag tragen. Beispielsweise die Person,
- die dich mit einem aufmunternden «Guten Morgen» in der Eingangshalle begrüsst.
- deren ansteckendes Lachen im Gang dich zum Schmunzeln bringt.
- die dich regelmässig fragt, was sie dir aus der Cafeteria mitbringen darf.
- die für volle Papierschubladen im Multifunktionsgerät sorgt.
Wertschätzung schenken, indem du Positives schriftlich festhältst oder einen Dank aussprichst. Kennen das die Menschen in deinem Arbeitsumfeld von dir?
Aus Erfahrung weiss ich, dass wir uns oft nur gedanklich bedanken. Denn tagsüber hetzen wir von Termin zu Termin, erledigen Pendenz um Pendenz. Am Ende des eigenen Arbeitstages fehlt die Energie dazu, sich hinzusetzen und einige Zeilen zu formulieren. Und dennoch: Sich für Alltägliches zu bedanken, kann Wunder bewirken.
Und falls dir manchmal die Ideen fehlen, wie du Wertschätzung eindrücklich in Worte fassen kannst, dann inspiriert dich vielleicht mein Tipp 2.
Tipp 2: Sätze, die in Erinnerung bleiben
Ein Dank wird sofort persönlicher und bleibt länger in Erinnerung, wenn du darin konkret deine positive Wahrnehmung beschreibst. Zum Beispiel:
Nicht nur: | Sondern verknüpft mit deiner Wahrnehmung: |
Danke für deine Unterstützung | Dein Input an der Teamsitzung kam zum richtigen Zeitpunkt. Danke für deine treffenden Argumente und die durchdachten Ideen! Deine ruhige Art hat die hitzigen Gemüter besänftigt. So konnten wir uns wieder auf das Wesentliche konzentrieren. |
Danke für den Geräteaustausch | Ihr macht mir meinen Arbeitsalltag angenehm: Ticket absetzen und der Technische Dienst sorgt für einen Ersatz. Danke! Die Zusammenarbeit mit euch ist so schön unkompliziert. Und die zuverlässige und prompte Rückmeldung über die Erledigung schätze ich sehr! |
Danke fürs Einspringen | Du hast mir einige Telefonate erspart. Danke fürs spontane Einspringen am Wochenende! Das hat sehr geholfen und dank dir konnten wir den Service für unsere Patientinnen und Patienten in der gewohnten Qualität erbringen. |
Tipp 3: Kleinigkeiten reichen
Eine weitere Möglichkeit für mehr Wertschätzung: Um ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern und ein Gefühl von «Ich bin wichtig» zu vermitteln, braucht es nicht viel. Dazu reicht bereits:
- ein Post-it am Bildschirm, am Garderobenkasten oder im Postfach mit einem «Schön, gehörst du zu unserem Team».
- die ehrliche Frage auf dem Gang: «Was hältst du von dieser Idee?»
- eine handgeschriebene Karte zum Geburtstag per Post nach Hause geschickt.
Tipp 4: Den Fokus verändern
Es lohnt sich, deinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Wertschätzung zu schenken, indem du bewusst das Positive hervorhebst. Und nicht nur einmal, sondern regelmässig. Du darfst gespannt sein, was sich verändert.
Ein Beispiel: Zu Beginn jeder zukünftigen Teamsitzungen wird nicht mehr über Traktanden und Protokolle gesprochen, sondern davon, «was dein Team Tolles erreicht hat».
Du erkennst vielleicht: Kleine Gesten und Danksagungen tragen viel zu einem wertschätzenden Arbeitsalltag bei. Das verdeutlichen auch diese beiden Beispiele:
Beispiel 1: Aus dem Schulalltag
Bereits unter der Türe strahlt Medea vor Freude. «Hör zu», ihre Worte, «ich will dir etwas vorlesen». Dazu wedelt sie mit einem Kuvert. Sie findet gerade noch Zeit, Schuhe und Jacke auszuziehen. Dann zieht sie einen Brief aus dem Kuvert und liest dem Vater voller Stolz vor, wie ihre Lehrerin sie in den letzten Monaten erlebt hat. Nun strahlt auch er.
Die Szene wiederholt sich bei jedem weiteren Familienmitglied, das nach Hause kommt.
Du bist eine tolle Schülerin, beteiligst dich aktiv am Unterricht und kannst dich gut selbst einschätzen. Du bist sehr hifsbereit und kannst für dich und andere einstehen. Bleib so positiv und fröhlich!
Die Lehrerin hätte Medea diese Rückmeldung auch mündlich geben können. Auch das hätte sie gefreut. Ob ihre Familie es mitbekommen hätte, ist eine andere Frage.
Die geschriebenen Zeilen haben in diesem Fall eine viel stärkere und nachhaltigere Wirkung. Mehrere Menschen werden damit beglückt.
Beispiel 2: Szenenwechsel Arbeitsalltag
Was für ein Arbeitsbeginn: Herr Suter findet eine persönliche Karte seiner Vorgesetzten auf seinem Bürotisch mit den Worten «Ich danke Ihnen, dass Sie gestern länger geblieben sind und mitgeholfen haben, die Informationen für die Inbetriebnahme des neuen Gerätes zusammenzutragen. Dank Ihren Adleraugen konnten wir das Schreiben – trotz Zeitdruck – fehlerfrei und für alle Berufsgruppen verständlich formuliert und pünktlich versenden. Ich schätze mich glücklich, dass Sie bei und mit uns arbeiten.»
Den ganzen Tag lang lächelt Herr Suter still vor sich hin und er hat das Gefühl, die Arbeit ginge ihm leichter von der Hand. So wirkt er auch beschwingter als die letzten Tage, als er von der Arbeit nach Hause kommt. Seiner Frau fällt dies sofort auf. «Schaut mal», sagt er beim Abendessen und liest seiner Familie voller Freude und Stolz die erhaltene Karte vor. Seine Frau weiss nicht, wann sie ihren Mann das letzte Mal so beglückt erlebt hat. Die erhaltene Wertschätzung tut auch ihr gut – und das Abendessen verläuft so lustig und entspannt wie schon lange nicht mehr.
Du schaffst den Unterschied
Nun liegt es an dir: Denn ins Handeln kommen, kannst nur DU selbst. Vielleicht gelingt es am einfachsten, wenn du dir im Outlook einen «Wertschätzungs-Termin» setzt. Und zwar einer, der zwingend und regelmässig ist. Und dann fängst du einfach an mit dem mündlichen und schriftlichen «Danke sagen». Das Schöne an Wertschätzung ist, dass sie beidseitig beglückt. Also auch dich. Du wirst sehen. Viel Freude und gutes Gelingen bei der Umsetzung!
Gisela Bürgler
Wertschätzung im Arbeitsalltag | Coach | Dozentin | Sparringpartnerin |
Betriebsökonomin FH in Facility Management
mit 20 Jahren Führungserfahrung im Gesundheitswesen |
www.giselabuergler.ch